Donnerstag, 31. Mai 2012

Regeln

Bernd K. schrieb am 14.1.2008:

Hallo Hr. Merschbacher!

Ich spiele seit etlichen Jahren etwa alle 2 Wochen Schafkopf in einer privaten Runde. Natürlich halten wir uns dabei nicht streng an die Regeln (schließlich sind wir ja befreundet und spielen aus Spaß).
Trotzdem oder gerade deswegen gibt es natürlich manchmal Situationen, die zur "Diskussion" führen (es wird dann etwas lauter). Nachdem wir letztlich eine Situation hatten, in der einer der Spieler plötzlich eine Karte zu wenig auf der Hand hatte, wollte ich dann doch einmal diese Frage durch ein offizielles Reglement geklärt haben und bin so auf ihre Seite und die dort dargestellten Regelungen gestoßen.

Hierzu nun meine persönliche Meinung:

1. Ihr Regelwerk ist sehr umfangreich und das ist auch gut so. Es dürften wohl nahezu alle strittigen Fragen damit zu klären sein.

2. Wegen seiner Strenge eignet es sich bei 100%iger Anwendung sicher nicht für eine private (Freundes-) Runde. Dennoch glaube ich, daß es auch unserer Runde nicht schaden könnte, in manchen Fällen etwas strikter vorzugehen. Bei Turnieren bin ich natürlich auf jeden Fall für ein strenges Reglement.

3. Wie ihrer Homepage zu entnehmen, wurde das Regelwerk - vor allem in den Bereichen des Fehlverhaltens - im März 2007 geändert. Ich habe mich beim Studium ihrer Homapage gewundert, daß die in der Rubrik "Fragen" gegebenen Antworten teilweise nicht mit dem aktuellen Regelwerk übereinstimmen (z.B. Frage "Falsch Zugegeben" und Frage "Regel bei Verschmeissen" wurden auf Basis der alten Regeln, die dann dort auch noch zitiert werden, gegeben). Hier sollte man vielleicht diejenigen Antworten, die nicht mehr den aktuellen Regeln entsprechen, abändern oder löschen, um keine Verwirrung zu stiften.

4. Nun kenne ich zwar die alte Fassung der Regeln nicht. Aus den oben angeführten Fragen und Antworten geht aber hervor, daß z.B. Regel 3.4.14 (falsches Bedienen) erheblich zu Lasten des Fehlerverursachers verschärft wurde (er verliert jetzt immer, unabhängig davon, wie die korrekten Stiche zuvor verlaufen sind). Die neue Fassung der Regeln unter Punkt 3.4 ist damit offenbar sehr vereinfacht worden: Jeder der genannten Fehler beendet das Spiel zulasten des den Fehler verursachenden Spielers. Meiner Meinung nach sind diese Regeln zwar einfach zu merken und anzuwenden, für den Gebrauch in einer privaten Runde aber nicht sinnvoll, weil ungerecht. Beispiel: Verwirft sich ein Spieler im 7. Stich, nachdem seine Partei bereits 65 Augen (korrekt erkämpft!) hat, verliert er nach Regel 3.4.14 das Spiel. Hier stehen Fehler und Sanktion m.E. in keiner sinnvollen Beziehung. In einer privaten Runde würde ich diese Regel so nicht anwenden.

Hierzu fällt mir noch folgende Situation ein:
Ein (halbehrlicher) Spieler bedient in einem der ersten Stiche nicht korrekt (unabsichtlich!). Er bemerkt dies zwar kurz darauf, spielt aber dennoch weiter, da er hofft, daß die Gegner dies nicht herausfinden (keine Profirunde, bei der jeder Spieler die letzten 120 Stiche noch im Gedächtnis hat). Ein solches Verhalten, das nicht nur in einer Hobby-Runde völlig inakzeptabel ist, wird durch die Neufassung der Regeln aber gefördert, da die Sanktion immer die gleiche ist, egal ob das Fehlverhalten selbst offenbart oder erst nachträglich aufgedeckt wird. Hier gefällt mir Regel 3.2.6 des Bayerischen Schafkopf-Clubs, wie sie bei der Antwort zur Frage "Regel bei Verschmeissen" zitiert wird, sehr gut:
"Falsches Bedienen beendet grundsätzlich für die schuldige Partei mit den von ihr bis zum Begehen des Fehlers eingebrachten Stichen und Punkten das Spiel. Wenn falsches Bedienen nachträglich festgestellt wird, hat die schuldige Partei das Spiel Schwarz (siehe Schafkopf-Ordnung 4.1.4.) verloren."
Diese Regel fördert im Gegensatz zu Regel 3.4.14 die Ehrlichkeit im Spiel und erfüllt somit eine wichtige soziale Funktion in unserer Gesellschaft.

5. Andererseits frage ich mich, wenn die Regeln schon so streng sind und der Fehlerverursacher hart abgewatscht wird, warum dann nicht gleich richtig durchgegriffen wird. Beispiel: In der oben genannten Situation muß der Fehlerproduzent beide Gegenspieler wie Sieger behandeln. Sein eigener Mitspieler bekommt aber nichts, d.h. ihm entgeht der nach dem 6. Stich sichere Gewinn (den er sich ja auch durch Glück und/oder Geschick erarbeitet hat) (Regel 3.4.17). Er wird dadurch gegenüber den "Siegern" doppelt benachteiligt. Auch daß Laufende nicht bezahlt werden, ist für mich eine rein willkürliche Festlegung. Sicherlich sind Laufende immer reine Glückssache und resultieren nicht aus spielerischem Können. Aber das interessiert bei normalem Spielverlauf ja auch nicht.

6. Der Sinn von Regel 2.6.4 leuchtet mir nicht ganz ein. Die Wahl der Trumpffarbe im Solo gehört zur m.E. Spieltaktik und nicht in ein Regelwerk (ich weiß natürlich schon, daß man ein Spiel in der Regel umso leichter gewinnt, je mehr Trümpfe man hat).

Bitte fassen Sie diese Punkte als konstruktiv gemeinte Kritik auf. Wie bereits erwähnt, finde ich ihre Regelungen in vielen Bereichen auch für die Hobby-Runde sehr hilfreich und bin ihnen dafür sehr dankbar.

Speziell die Regeln, die nicht so "strafbewehrt" sind wie diejenigen über das Fehlverhalten, können auch in einer Schafkopfrunde mit befreundeten Spielern eins-zu-eins umgesetzt werden. Aber das Schafkopfspiel hat sich ja immer schon auch dadurch ausgezeichnet, daß buchstäblich in jeder Runde ein anderer Schafkopf gespielt wird (anderer Tarif und individuell angepaßte Regeln).

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen weiterhin
viel Spaß beim Schafkopfen und ein gutes Blatt

Bernd K.

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